Rollstuhlhandball in Darmstadt

Am 12.10.2024 besuchte David Delp, HHV Vizepräsident Jugend & Entwicklung die Rollstuhlhandballer*innen der SG Arheilgen und der VSG Darmstadt in Darmstadt und nahm dort an einem Training teil. Seine persönlichen Eindrücke schildert er im Folgenden:
Es ist Samstagmorgen um 8:30 Uhr in der Turnhalle in Darmstadt-Arheilgen. Die beiden Trainer Uwe und Martin warten schon am Eingang auf mich. Ein kurzes „Guten Morgen“ und ein kleiner Schnack und schon geht’s in die Halle, in der bereits die Sportrollstühle bereitstehen. Ja, richtig gelesen, Rollstühle. Denn ich bin heute zu Besuch bei den Rollstuhlhandballern der SG Arheilgen und der VSG Darmstadt, den sogenannten „Heiner-Rollis“, dem ersten und bisher einzigen Rollstuhlhandball-Team Hessens.
Jeden Samstag von 8:30 bis 10:00 Uhr ist Training für die knapp 10-köpfige Gruppe, welche aus Rollstuhlfahrern und „Fußgängern“, wie Martin gerne sagt, gemischt ist. Der Verein stellt dabei für alle Teilnehmer die Sportrollstühle zur Verfügung, welche pro Stück ca. 5.000 € kosten. Auch für mich steht heute einer parat, in den ich mich direkt reinsetzen darf und erstmal die Aufgabe bekomme, mich an das Gefährt zu gewöhnen. Schnell wird mir klar, dass die kommenden 90 Minuten sicherlich Muskelkater in den Armen mit sich bringen werden. Nachdem sich jeder selbstständig erwärmt hat, treffen wir uns im Kreis und besprechen kurz den Trainingsablauf für heute. Danach geht es direkt los. In einem kleinen Viereck fahren alle kreuz und quer durcheinander und spielen sich dabei zwei Handbälle zu. Im Anschluss geht es ans Warmwerfen der Torhüter. Das Tor ist hier auf 1,70m Höhe verkleinert. Den Ball leg ich mir auf den Schoß, schiebe mich zweimal kräftig nach vorne an und zack Kreis ab. Zu viel Koordination am frühen Morgen. Anschieben, Ball aufnehmen, werfen und aufpassen, dass ich nicht zu weit nach vorne rolle. Also muss ein zweiter Versuch her und schon klappt es besser. Nachdem die Torhüter warm sind, geht es für die Feldspieler auf die Position Rückraum Links. Dort die Übung: Doppelpass und Wurf aufs Tor. Gleiches Spiel dann noch von Linksaußen sowie Rückraum rechts und Rechtsaußen. Danach ist Trinkpause und ich kann kurz durchschnaufen, bevor zum Abschluss des Trainings 3-gegen-3 auf ein Tor gespielt wird. Dabei geht es auch richtig zur Sache. Kurze schnelle Pässe, Kreuzungen, dann den freien Mitspieler sehen und Torwurf. Trainer Uwe gibt dabei immer wieder Tipps von der Seite und erklärt allen, was noch besser klappen kann. Nach 90 Minuten, die wie im Flug vergingen, klatschen sich alle gegenseitig ab und das Training ist beendet. Ein Spieler gibt mir noch Tipps zum „ausrollen“, damit der Muskelkater am nächsten Tag nicht ganz so schlimm ist. Die Anstrengung der Arme habe ich dann trotzdem gespürt und wusste, was am Vortag geleistet wurde.
Für mich persönlich war es ein Training, das in Erinnerung bleibt. Es hat mich begeistert zu sehen, mit wie viel Leidenschaft und Spaß die Gruppe zusammenspielt. Egal ob Rollstuhlfahrer, oder Fußgänger, die sich für das Training in den Rollstuhl setzen. Es wurde so viel gelacht und gegenseitig motiviert. Es war eine große Gemeinschaft, bei welcher der Sport verbindet. Die beiden Trainer Uwe und Martin hoffen, dass das Team in den kommenden Wochen nun weiterwächst, denn ein großes Ziel haben sie vor Augen. Der Verein möchte 2025 in der Bundesliga spielen und sich mit Teams aus ganz Deutschland messen. Dafür drücke ich beide Daumen und sage nochmal Dankeschön für den tollen Einblick in das Training!